DER HORATIER von Heiner Müller
eine HELDENBEFRAGUNG der AGENTUR für ANERKENNUNG
Premiere am 24. November 2016 im Theater unterm Dach Berlin
INHALTSANGABE 1
Es gibt diese beiden Städte, es gibt Rom, es gibt Alba. Und es gibt den Horatier, und historisch war das eine ganz tolle Familie, die dann aber 6 v. Chr. ausstarb. Warum weiss wann eigentlich auch nicht so genau. Die starb auf jeden Fall aus. Im Horatier ist es so: da gibts den Horatier, und er kämpft. Er kämpft einfach, bis er entweder gewinnt oder stirbt und verliert. In dem Text geht es letzlich darum: Soll er jetzt gefeiert werden, weil er gewonnen hat? Oder soll er dafür büssen, weil er jemand anderen getötet hat und dafür auch sterben. Und das wiederholt sich alles so oft. Das ist immer die Frage: soll er geehrt werden, soll er als Held gefeiert werden oder nicht. Am Schluss wird er gefeiert, und dann wird er getötet, weil es muss ja irgendwie auch Gerechtigkeit geben ein Stück weit. Ja er hat das gemacht, er hat aber auch das gemacht. Immer diese beiden Seiten.
INHALTSANGABE 2
Zwei Völker sind im Krieg und haben klassisch Aufstellung genommen, rechts auf dem Hügel und links auf vom Hügel. Einer hat die Idee, man könnte ja einen Kämpfer von links und einen von rechts nehmen, Römer und wie hießen die andern? Es melden sich auch zwei freiwillig, dann fällt aber auf, dass der Römer quasi seinen Schwager in spe erschlagen würde, falls es ihm gelingt, oder eben umgekehrt. Es wird ihnen sogar noch angeboten, dass sie zurücktreten, aber nein nein, ich verteidige die Ehre meines Landes.
Es kommt, wie es kommen muss. Er erschlägt leider Gottes tatsächlich seinen Schwager in spe und ist somit einmal Mörder und aber gleichzeitig Sieger, Mörder seines Schwagers und Sieger des Heeres. Er kommt nach Hause im Triumphzug, und der Vater kommt ihm entgegen und die Schwester. Die Schwester kommt noch vor dem Vater, so ist es, der Vater kommt erst, nachdem die Schwester da war. Die Schwester kommt ihm entgegen, und sieht, und erkennt – der Horatier hat etwas mitgenommen von seinem Feind, ein Schwert oder eine Tunika? Sie sieht die blutige Tunika von ihrem Geliebten, von ihrem Verlobten. Sie sagt eigentlich nur: warum konntest du das tun, da wird sie sofort niedergemetzelt. Der Bruder gibt ihr kaum eine Chance, mit ihr darüber zu reden. Er erschlägt sie, warum genau? wahrscheinlich, weil er erst gar nicht Zweifel aufkommen lassen will an sich. Er tötet seine Schwester ganz schnell, damit das Problem beseitigt wird. Dann kommt erst der Vater.
Und dann gibts ein Gerichtsverfahren: die einen sind dafür, dass der Mörder gerichtet wird, die anderen sind dafür, dass der Sieger bejubelt wird. Letzendlich gibt’s einen Wettstreit, was wichtiger ist, und zum Schluss wird er dann tatsächlich gerichtet und aber auch als Held gefeiert.
INHALTSANGABE 3
Eigentlich hat der Horatier – der war von Alba, nein von – wie heisst die andere Stadt, Rom. Der Horatier kämpft für Rom, und der Kuriatier kämpft für Alba. Der Horatier hat den Kuriater verletzt, und der Kuriatier sagt: Es ist genug, du bist der Sieger, lass mich leben. Aber der Horatier sagt, Rom ist wichtiger und tötet ihn. Aber der Kuriatier ist mit der Schwester des Horatiers verlobt. Und der Horatier hat die Kleidung mit Blut mitgenommen, und die Schwester sieht die Kleidung mit Blut und schreit: Gib mir zurück was in der Kleidung war! Aber der Horatier tötet auch sie. Danach fängt es an: Ist er Sieger oder Mörder? Das ist der Streit.
Aufführungrechte bei henschel Schauspiel Theaterverlag
gefördert durch die Heinz und Heide Dürr-Stiftung